Das musikantenfreundliche Gasthaus

Ein neues Projekt des Landesheimatbundes Sachsen-Anhalt e. V.

von Juliane Bischoff | Ausgabe 2-2017 | Projekte

Das „Gaststättensterben“ ist in aller Munde. Gasthäuser stehen heute einer Reihe von Problemen gegenüber, die oft Folge von Abwanderung oder demografischem Wandel sind. Das Betreiben einer Gastwirtschaft erscheint nicht länger attraktiv und so finden viele Wirtinnen und Wirte keinen Nachfolger. Immer öfter erinnern nur noch Schilder an Häuserwänden an vergangene heitere Abende. Dieser Situation steht nicht nur Sachsen-Anhalt gegenüber. Auch andere Bundesländer sind von diesem Problem betroffen.
Mit einer überraschenden Antwort wartet das Bundesland Bayern auf. Sie lautet: Musik. 1996 startete dort das Projekt „Musikantenfreundliches Wirtshaus“, an dem sich 2017 mehr als 500 Wirte und Wirtinnen aus ganz Bayern beteiligen. Das Konzept ist simpel: der Wirt oder die Wirtin heißen Musiker*innen und Sänger*innen willkommen, in seiner/ihrer Wirtschaft zu spielen oder zu singen. Entlohnt werden die Musikant*innen und Vokalist*innen mit Speisen und Getränken. Sie spielen zum eigenen Vergnügen sowie zum Vergnügen der Gäste. Auf diese Weise wird der Besuch im Gasthaus zum besonderen Erlebnis und zieht weitere Gäste an.
Der Ursprung dieser Idee liegt in Österreich, wo bereits 1980 das Projekt „Musik beim Wirt“ ins Leben gerufen wurde. Nun startet der Landesheimatbund Sachsen-Anhalt e.V. mit dem Projekt „Musikantenfreundliches Gasthaus“. Künftig können sich Gasthäuser, in denen musiziert oder gesungen wird, mit dem Prädikat „musikantenfreundlich“ auszeichnen lassen. Hierzu melden sich Wirte und Wirtinnen beim Landesheimatbund. Sie erhalten ein Schild, das ihr Lokal als „Musikantenfreundliches Gasthaus“ kennzeichnet. Auf diese Weise wird Musiker*innen und Sänger*innen signalisiert, dass sie an diesem Ort musikalisch tätig werden können. Die Gasthäuser werden in ein Verzeichnis der „Musikantenfreundlichen Gasthäuser“ aufgenommen und erhalten Unterstützung bei der Umsetzung des Konzepts durch den Landesheimatbund.
GEMA-Gebühren fallen im Rahmen des Projektes keine an. Jeder der Anwesenden ist eingeladen mitzuwirken, weshalb es kein Publikum gibt. Die Veranstaltung gilt folglich nicht als öffentlich und die Gebühren entfallen. Auch besteht die Möglichkeit, gemeinfreie Werke oder Eigenkompositionen der Musiker*innen und Sänger*innen aufzuführen. Volksmusik eignet sich ganz besonders gut. Gerne berate ich Sie zu Fragen der GEMA.
Wer glaubt, dass die Gasthäuser Sachsen-Anhalts nicht musikantenfreundlich sind, der sei eines Besseren belehrt. Beim „Harzer Jodlermeister“ in Altenbrak bei Thale beispielsweise können sich die Gäste nicht nur vom Können des mehrfachen Jodlermeisters Andreas Knopf überzeugen, sondern auch selber musikalisch aktiv werden. Sein Haus ist regelmäßiger Anlaufpunkt für Chöre und andere Musikgruppen, die sich hier ungezwungen entfalten können. Darüber hinaus lädt der Jodlermeister mehrmals im Jahr zu musikalischen Veranstaltungen ein, bei denen die Kultur und Traditionen des Harzes gepflegt werden.
Ziel des Projektes „Musikantenfreundliches Gasthaus“ ist es, das gesellige Beisammensein im Gasthaus zu fördern und den Wirtschaften dabei zu helfen, weiterhin eine Rolle in der dörflichen Gemeinschaft – oder auch in der städtischen – zu spielen. Wer Interesse hat, sein Gasthaus als „musikantenfreundliches“ auszeichnen zu lassen, der nimmt ganz einfach Kontakt zu mir auf. Ebenso sind alle diejenigen eingeladen sich zu melden, die in einem Gasthaus musikalisch aktiv werden wollen.

Weitere Informationen erhalten Sie in Kürze über
die Website zum Projekt sowie über Facebook.
Juliane Bischoff | Projektkoordinatorin
„Musikantenfreundliches Gasthaus“
Tel: 0345 – 29 28 60
E-Mail: spinnstube@lhbsa.de
www.lhbsa.de